Der Freisinnige Bernhard Eicher verfügt über viel Know-how und Erfahrung bezüglich Wirtschaft und Finanzen. Diese Kompetenzen würde er gern im Berner Gemeinderat einbringen, um eine konstruktive Diskussion über die Parteigrenzen hinaus anzuregen.
Sie sind schon lange in der Politik tätig – u. a. Präsident Fraktion FDP/JF, Stadtrat Bern, Vizepräsident des Hauseigentümerverbands Bern und Präsident des Vereins Vortritt Fussgänger. Welche prägenden Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Bernhard Eicher: Es gibt zwei Arten von Politikern. Die Einen suchen den Konflikt, über sie kann man dann in der Zeitung lesen. Die Anderen wollen Lösungen und können andere Meinungen akzeptieren. Mit den Lösungsorientierten kann Bern über die Parteigrenzen hinweg weitergebracht werden. Und zwischendurch muss man sich halt auch mit den Krachmachern herumschlagen (lacht).
Was hat Sie bewogen für den Berner Gemeinderat zu kandidieren?
Der aktuelle Gemeinderat hat zwei Schwächen: er hat kein Verständnis für das lokale Gewerbe und er hat es verlernt, sich mit anderen Meinungen zu befassen. Dank meiner langjährigen Tätigkeit in der Privatwirtschaft könnte ich wieder mehr Wissen über Wirtschaft und Finanzen einbringen. Dank meiner bürgerlich-liberalen Überzeugung – diese ist im Moment nicht vertreten – gäbe es wieder konstruktive Diskussionen.
Was wären Ihre Hauptanliegen als Berner Gemeinderat?
Für die kommenden Jahre gibt es drei vordringliche Aufgaben. Erstens müssen wir den Menschen helfen, die aktuelle Krise zu bewältigen. Zweitens müssen wir die desolaten Stadtfinanzen wieder ins Lot bringen. Und drittens brauchen wir wieder mehr Vertrauen in die Schaffenskraft unserer Einwohnenden, sei es in der Wohnbau-, der Verkehrs- oder Klimapolitik.
Die grossen Schweizer Städte werden mehrheitlich von linker Seite regiert. Wie haben die Bürgerlichen eine Chance, in Bern wieder das Zepter in die Hand zu kriegen?
Neben unseren klassischen Themen wie Wirtschaft-, Finanz- und Sicherheitspolitik müssen wir den Menschen aufzeigen, wie wir die sozialen und ökologischen Probleme lösen. Diese sind in den Städten besonders präsent. Dabei müssen wir auf Anreize und Innovation setzen und dürfen nicht linke Rezepte wie neue Verbote oder Abgaben kopieren.
Hat die Berner Bevölkerung das Vertrauen in die Politik und die öffentliche Hand verloren und wie würden Sie hier die Stossrichtung ändern?
Das Vertrauen in die Schweizer Politik und seine Institutionen ist nach wie vor hoch. In Bern fühlt sich aber ein Teil der Bevölkerung – Selbstständige, Künstler und lokale Gewerbler – zunehmend ausgeschlossen. Sie müssen wir wieder zurück an den politischen Verhandlungstisch holen.
Sie setzten sich für Deregulierungen ein und sind sehr KMU-freundlich eingestellt. Was brauchen unsere Unternehmen in der momentan sehr angespannten Situation?
Die aktuelle Krise gefährdet viele lokale Betriebe. Sie brauchen nun rasch finanzielle und administrative Entlastung. Hier muss der Gemeinderat ergänzend zu Bund und Kanton ein Massnahmenpaket schnüren. Leider hat er dies bisher versäumt.
Ihre politische Haltung ist liberal, das beinhaltet unter anderem, alle Menschen gleich zu behandeln und zu unterstützen. Wird das in Bern nicht umgesetzt, respektive wo ist der grösste Handlungsbedarf?
Die linke Mehrheit hat den Fokus verloren. Kernaufgabe einer Stadt ist es, Menschen in Not – seien dies Gewerbler oder Bedürftige – zu helfen. Gerade in Krisenzeiten. Aktuell bedient die Linke aber lieber die eigene Wählerschaft aus der oberen Mittelschicht mit Strassenmöblierung und teuren Prestigeprojekten. Das muss sich ab 2021 ändern.
Interview: Corinne Remund